Aktuelles

Ortsentwicklung

Nachfrage nach Wohnraum

Die Nachfrage nach Wohnraum ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Bad Salzschirf versuchte bisher, das Problem durch die Ausweisung von Neubaugebieten zu lösen. Die Nachteile: Ackerflächen, Wiesen und Felder ringsherum werden immer weniger. Die Infrastruktur muss meist neu und unwirtschaftlich errichtet werden. Die Wege im Ort werden mehr und länger, der Verkehr nimmt durch die Distanz zu und im Kern des Ortes ist der Leerstand erhöht. Das vorhandene Wasser- und Abwassersystem wird nach außen erweitert, wobei das innerdörfliche seit Jahren Sanierungsbedarf aufweist und zusätzlich den Anforderungen der Neubaugebiete angepasst werden muss. Andere Infrastruktur wie das innerörtliche Gas- oder Nahwärmenetz können dort nicht genutzt werden.

Nun sind nahezu alle Grundstücke im Neubaugebiet Rhönblick vergeben und es stellt sich die Frage des zukünftigen Vorgehens. Hinzu kommt die Vermutung der Fachleute, dass der Bautrend die nächsten Jahre nicht in diesem Ausmaß bleiben wird und eine neue Erschließung eine große Investition bedeuten würde.

Doch es gäbe natürlich noch alternative Ortsentwicklungs-Möglichkeiten: Könnte man z.B. die innerörtlichen Baulücken schließen, bereits infrastrukturell erschlossene Bereiche als Baugebiet ausweisen und ungenutzten Gebäude für Bauinteressenten attraktiv und nutzbar machen.

Um festzustellen, wie groß das mögliche Potential in Bad Salzschlirf ist, muss mithilfe eines Wohnbaukatasters und einer entsprechenden öffentlichen Baulückenbörse eruiert werden, wo noch Potenzial für eine innerörtliche Bebauung vorhanden ist.

Wie erreichen wir eine Innenentwicklung?

Die Gemeinde sollte eine gezielte Aktivierung von Baulücken und weiterem Baupotential anzugehen, um die strukturierte Innenentwicklung von Bad Salzschlirf voranzutreiben. Um eine Steuerung auch finanziell möglich zu machen wäre es denkbar, eine Art Fond durch Verkauf von Gemeindeeigentum zu entwickeln. Ziel ist es, den Bedarf an neuen Baugebieten und somit das Investitionsrisiko und auch die Nachteile eines Flächenverbrauch im Sinne einer nachhaltigen Ortsentwicklung möglichst gering zu halten.

Um dieses Ziel zu erreichen, müsste man Potentialobjekte im Ortsgebiet auswählen und die gemeindeeigenen Grundstück auf Erschließung, Bau- und Umbaumöglichkeit überprüfen. Auch könnte man die Eigentümer dieser Potentialobjekten mit einem Schreiben kontaktieren und dazu aufrufen, der Gemeinde anhand eines Fragebogens ihre Bau- oder Verkaufsbereitschaft mitzuteilen.

Nach einer Auswertung können interessierte bau- oder verkaufswillige Eigentümerinnen und Eigentümer sowie weitere Eigentümerinnen und Eigentümer mit besonderen Eigentumsverhältnissen persönlich kontaktiert werden. Mit dieser Eigentümeransprache sollen individuelle Handlungsmöglichkeiten und Konzeptionen zum Bau oder Verkauf aufgezeigt werden.

Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger müssen über das Programm und aktuelle Entwicklungen informiert und dazu eingeladen werden weitere Ideen einzubringen.

Baulückenbörse

Die zukünftige Bewerbung für Bau-Interessenten erfolgt nicht mehr im Sinne nur eines Neubaugebietes, sondern mit einer Art „Baulückenbörse“ für alle Objekte im Ort.

Dazu ist ein Register bzw. eine Ortskarte mit folgenden Kriterien notwendig:

  • Potentieller (Um)Bau und Verkauf mögliche
  • (Um)Bau und/oder Verkauf nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich
  • (Um)Bau aus technischen oder Eigentumsgründen nicht mögliche
  • Angefragt und ungeklärt

Wozu brauchen wir überhaupt eine Innenentwicklung?

Innenentwicklung bezeichnet im Städtebau die Strategie, den zukünftigen Flächenbedarf durch die Nutzung innerörtlicher, bereits erschlossener Flächen zu decken, um damit im Gegenzug die Ausweisung von Flächen auf der „Grünen Wiese“ soweit wie möglich zu reduzieren. Die Innenentwicklung schützt damit nicht nur unbebaute Flächen vor einer Überbauung und Versiegelung, sondern führt in der Folge, aufgrund kürzerer Wege für die zukünftigen Bewohner, auch zu einer Reduzierung des Verkehrsaufkommens und der damit verbundenen Immissionen.

Besonders wichtig für Bad Salzschlirf ist auch, dass die Versorgungsstrecken der Infrastruktur optimaler genutzt werden und damit günstiger in der Unterhaltung für die Bürger bzw. den Ort sind.

In den Fokus der Betrachtung kommen auch solche Grundstücke, die nicht mehr im bisherigen Umfang genutzt werden. So kann es im Interesse des Eigentümers, aber auch der örtlichen Entwicklung sein, beispielsweise eine nicht mehr genutzte Scheune oder einen nicht mehr genutzten privaten Gemüsegarten auf der Grundlage ganzheitlicher Konzepte zu einem innerörtlichen Bauobjekt zu entwickeln.

Dennoch muss auch auf einen sinnvollen Grünanteil im Ortsbild geachtet werden. Ausreichend nicht bebaubare Grünanteile sind in Bad Salzschlirf allein durch die Flussbereiche reichlich gegeben. Hinzu kommen die Parkanlagen.

Notwendigkeit der Mitwirkung durch die Einwohner und Eigentümer

Wichtigster Punkt dabei:

Eine Konzentration auf die Innenentwicklung setzt unabdingbar die Mitwirkungsbereitschaft der Bevölkerung, das Bewusstsein für das Thema „Innenentwicklung“ und die Akzeptanz der Eigentümerinnen und Eigentümer für ein gemeinsames Handeln voraus.

Wie können wir das erreichen?

Unser Vorschlag ist, Bad Salzschlirf schreibt die Grundstückseigentümer an und bittet sie darum, einen Fragebogen auszufüllen. Z.b. ob sie sich vorstellen könnten, ihr Grundstück für eine Bebauung zu verkaufen? Oder es gar selbst zu bebauen? Wenn nein, warum nicht? Solche und ähnliche Fragen sollen auf freiwilliger Basis beantwortet werden.

Ebenso werden alle Grundstücke im Gemeindeeigentum überprüft und aussichtsreiche Objekte entsprechend vorbereitet und zum Verkauf angeboten. Beispiele dafür könnten die Müser Straße und die Bonifatiusstraße sein. Die Einnahmen daraus werden in einen Fond hinterlegt, der es ermöglicht, für die Dorfentwicklung strategisch sinnvolle Grundstücke zu erwerben. Dies könnte Spielräume schaffen wie z. B. im Ortskern am Rathaus oder auch für barrierefreies, bezahlbares Wohnen im Zentrum.

Antrag der FWL zum Baugebiet Müser Straße GV (20.06.2018)

 

Ziele der Innenentwicklung:

  • Ergänzung der Bebauung durch Baulückenschließung
  • Grundstücksübergreifende Entwicklung ermöglichen
  • Aktivierung nur noch gering genutzter Grundstücksbereiche
  • Nachverdichtung in Abstimmung mit den hiervon betroffenen Grundstückseigentümern
  • Erhalt der historisch gewachsenen Baustrukturen durch Umbau und Reaktivierung vorhandener Bausubstanz, z. B. durch Umbau oder Umnutzung von ehemaligen Scheunengebäuden z.B. zu Wohnzwecken
  • Nutzung der Potentiale in der Ortsmitte
  • Erschlossene Straßen und Bereiche, die nur einseitig genutzt werden auf beiden Seiten nutzen
  • Außerorts Flächen und Zersiedelung einsparen
  • Konzentration auf die vorhandene Infrastruktur von Straßen, Datenkabeln, Wasserleitungen und Energieversorgung, keine Neuinvestitionen, sondern damit Steuern sparen oder für Sanierung, Modernisierung und Unterhaltung ausgeben
  • Barrierefreies, bezahlbares Wohnen im Zentrum forcieren, um weniger mobilen Mitbürgerinnen und Mitbürger eine Zukunft zu bieten
  • Der Gemeinde einen „Finanzspielraum“ einrichten, um auch nicht sofort refinanzierbare Ideen zu ermöglichen

Unbenommen hiervon sind natürlich die im Frühjahr 2018 begonnene innovative Projekte wie in der Brückenstraße, die in besonderem Maße den Zielen der qualitätvollen Innenentwicklung, der Flächeneffizienz und dem Flächengewinnen sowie der Schaffung attraktiver, kompakter Siedlungsmuster mit zukunftsweisenden ressourceneffizienten Strukturen Rechnung tragen, fortzuführen.

Ergänzungs-Antrag der FWL zur Brückenstraße GV (09.05.2018)

 

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